
Regelmässig gehört Samedan GR zu den kältesten Orten der Schweiz. Wie hält man das aus? BLICK hat die Nacht draussen verbracht und die Menschen besucht, die arbeiten müssen.
Samedan GR ist das Gefrierfach der Schweiz! In der Nacht auf Mittwoch sank das Thermometer auf frostige –26,6 Grad. «Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung», lautet das Motto von Andreas Stöckl (34). Er ist am Bahnhof Samedan ab 5.30 Uhr für die Zusammenstellung der Züge zuständig. «Ich muss Lokomotiven dranhängen und Kupplungen verbinden.»
Seine Handschuhe zieht er nur an, wenn er Eisen anfassen muss. «Ich bin an den Händen schon gut abgehärtet», lächelt er. Sein persönlicher Kälterekord liegt bei –29 Grad. Stöckl sagt cool: «Da hatte ich etwas kalte Füsse.»
«Bin ein abgehärteter Engadiner»
Auch Willy Muriset (66) kann nicht im warmen Bett bleiben. Er bringt den Lesern in Samedan den BLICK. Über die empfindlichen Unterländer schmunzelt er: «Ich bin ein abgehärteter Engadiner. Die Kälte macht mir weniger zu schaffen als ein halber Meter Schnee.» Der behindere ihn nur bei seiner Arbeit.
Für Sergio Oswald (51), Strassenwart-Vorarbeiter beim Tiefbauamt, ist so eine Kälte nichts Besonderes. «Wenn man hier lebt, gewöhnt man sich schnell daran». Sein Trick: Wollsocken! Trotz Minusgraden würde er seinen Job mit niemanden tauschen wollen: «Ich arbeite gern draussen – viel lieber als drin.»
«Es ist extrem unangenehm»
Die Touristen Jasmine Kull (48) und ihr Mann Roger (47) aus Bern noch um 22 Uhr unterwegs. Kull: «Es ist extrem unangenehm. Man kann anziehen, was man will, man hat trotzdem kalt.» Seine Frau sieht das etwas entspannter. «Mit einer guten Daunenjacke, einer Kappe, und Strumpfhosen unter den Jeans klappts super.»
Nur einer freut sich sichtlich, abends raus zu dürfen: Hund Archibald (3) ist mit Herrchen Victor Mazzeo (47) unterwegs. «Er liebt es, im Schnee zu toben und an der frischen Luft zu spielen. Egal, wie kalt es ist.» Schuhe mag der Cocker Spaniel nicht. Nur wenns richtig kalt wird, schmiert er dem Vierbeiner Vaseline auf die Pfoten, damit diese geschützt sind.
Mazzeo ist sich die tiefen Temperaturen gewöhnt «Bei uns hier oben gilt: minus 10 Grad ist Kindergarten, das ist für uns noch gar nicht kalt. Erst ab minus 20 wirds interessant!»